Lillehammer in Oppland
Keine 30.000 Einwohner – aber ein Mekka des Wintersports: Lillehammer hat einen Ruf wie Donnerhall. 180 Kilometer nördlich von Oslo liegt die Stadt am Nordufer des gewaltigen, langgezogenen Mjøsa-Sees. Eine traumhafte Lage ist das für den Wintersport, selbst die umliegenden Bergspitzen liegen nur wenige hundert Meter über dem Meeresspiegel, traumhafte Ausblicke und eine alte, würdige Tradition nordischer Wintersportarten sind die besten Gründe, einmal im Winter in Oppland vorbeizuschneien.
Lillehammer hat eine mehr als 800jährige Geschichte, wenigstens wurde der Ort im frühen 13. Jahrhundert erwähnt. Damals sollen Birkebeiner, norwegische Aufständische, im Winter hier gelagert haben und aus strategischen Gründen ihre besten Skilangläufer bei sehr riskanter Witterung in die Berge geschickt haben.
Seit der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts gibt es – analog zum Marathonlauf – regelmäßige Langlaufveranstaltungen durch freies Gelände und über eine Strecke von mehr als 50 Kilometern, die leicht erklären lassen, warum Lillehammer für diesen Sport so wichtig ist.
Richtig bekannt wurde der Ort aber erst in den 80ern, als er sich erstmals um die Austragung der olympischen Winterspiele bewarb und, nach den üblichen Kennenlernrunden, 1994 den Zuschlag bekam. In Skandinavien waren Bewerbung um dieses Event bis dahin fast immer gescheitert, weil die vorgeschlagenen Austragungsorte nicht den IOC-Kriterien gerecht zu werden vermochten.
In Lillehammer wurden dann Spiele gefeiert, die manch einer Olympiastadt gut zu Gesicht stünden. Vergleichsweise bescheiden, friedlich und einfach nur schön, ein früher ökologischer Versuch, der vielleicht auch erzwungen wurde, weil die Bevölkerung der Stadt dem Projekt durchaus misstrauisch gegenüberstand.
Es wurde für Sarajewo gespendet, der unausgesprochenen Pflicht, immer mehr Athleten heranzukarren, nicht nachgekommen und Lillehammer macht heute den Eindruck, als sei die Veranstaltung für die Stadt kein architektonisches Dauerproblem geworden.
Die Relevanz des Skisports ist natürlich gestiegen, auch im Sommer ist die Stadt Ziel von sportaktiven Outdoorfreunden, es gibt das ganze Jahr über Kulturveranstaltungen, fünf miteinander kooperierende Alpinskizentren, Hundeschlittenfahrten, Rodelbahnen, kaum zu bewältigende Loipen, Flutlichtanlagen und natürlich die Lysgårds-Schanzen. Aus dem Granit, der für sie aus dem Berg entfernt werden musste, wurden die Medaillen der Spiele gefertigt.
Im ethnografischen Freilichtmuseum Maihaugen kann man in die Zeit der Wikinger zurück, es gibt ein Verkehrsmuseum, das norwegische olympische Museum und ein modernes Kunstmuseum. Und eine Brauerei. Lillehammer ist bunt und schön – und wer seinen Winter auf Brettern verbringt, sollte das zumindest mal kosten.